Entwicklung


Als Vorläufer des S-200 wird das zwischen 1950 und 1953 in der SU entwickelte erste Fla-Raketensystem „Berkut" angesehen. Dessen Entwicklung geht auf einen Befehl Stalins aus dem Jahre 1948 zurück, innerhalb von fünf Jahren ein leistungsfähiges Luftabwehrsystem zur Verteidigung Moskaus zu schaffen.

Der Bezeichnung „Berkut" lagen vermutlich die Familiennamen des Chefingenieurs Sergej Berija (Sohn des damaligen Geheimdienstschefs der SU) und des Generalkonstrukteurs Kuksenko zugrunde. Denn nach der Verhaftung Berijas 1953 erfolgte die Umbenennung in S-254.

Entsprechend den Forderungen der Truppen der Luftverteidigung der SU war der S-25 eine ortsfeste Variante, die die gleichzeitige Bekämpfung von bis zu 20 Zielen bei Fluggeschwindigkeiten von 1.100 bis 1.200 km/h auf eine Entfernung von bis zu 35.000 Metern und in Höhen von 3.000 bis 25.000 Metern ermöglichte. Er war wie eine klassische FRA dem FRR unterstellt.

Die Raketen vom Typ V-300 unterschieden sich in der äußeren Form stark von denen des S-200 und wurden außerdem senkrecht von relativ kleinen Starttischen gestartet. Zwischen 1953 und 1958 wurden um Moskau herum zwei Ringe von betonierten Straßen mit einer Gesamtlänge von 2.000 Kilometern gebaut.Zwei Funkmeß-Entdeckungszonen kamen hinzu, FRR mit in Stahlbetonabdeckungen untergebrachten ortsfesten FAR-Funkmeß-Leitgeräten wurden aufgestellt und die Startstellungen sowie spezielle technische Basen für die Lagerung der FAR errichtet. Das Fehlen von geeigneten Zielen führte in den 60er Jahren zur Konservierung des S-25.

Wegen des Auftauchens neuer Generationen hochfliegender und schneller amerikanischer Flugzeuge, z.B. des strategischen Bombers B-70 und der ersten AWACS-Maschinen, wurden dann bei der Entwicklung des S-200 Ende der 60er Jahre wesentliche Komponenten und Prinzipien des S-25 übernommen, allerdings mit der Durchführung etlicher einschneidender Modifizierungen. Mehrere FRA unter Führung einer K-9 (die damals noch vollständig mit Röhrentechnik ausgestattet war und aus zwei Kabinen bestand) wurde zu einer FRAG zusammengefaßt. In den 70er Jahren erfolgte eine Modifizierung durch den Einbau digitaler Leiterplatinen (erkennbar an dem Zusatz „M" für die Kabine K-9). Völlig neu waren Rakete sowie Startrampe konzipiert und Betriebsarten, wie die sog. „Frequenzmodulation", aufgenommen.

Die Erfahrungen mit dem FRK S-75 in Vietnam dürften ebenfalls eingeflossen sein. Außerdem wurde von der in der ersten Phase ausgelieferten Fünfkanal-Version abgegangen, da diese durch das große Angebot an Zielen in der Vernichtungszone praktisch nicht mehr beherrschbar war.


Ende 1982/Anfang 1983 erhielt Syrien vier Komplexe, die von sowjetischen Besatzungen gegen israelische sowie amerikanische Flugzeuge zum Einsatz kamen. Ab 1983 begann auch der Export in die Staaten des Warschauer Vertrages; zunächst in die DDR, die CSSR, Ungarn und die VR Polen. Ab 1984 rüstete Libyen seine Luftverteidigung mit S-200 aus, die zwischen dem 24.03. und 25.03.1986 bei der Abwehr des amerikanischen Luftangriffs auf Tripolis zum Einsatz kamen. An Nord-Korea wurden Ende 1987 ebenfalls entsprechende Komplexe geliefert.